Dresden, 10.1.2007

Hallo, liebe Karla,

 

vielen Dank für Deine freundliche Einladung zum Klassentreffen 2008. Ich werde erneut – mit einer Träne im Knopfloch, zugegeben – absagen, die Begründung ist die gleiche wie 2006.  Miteinanderfeiern setzt voraus, dass man sich mag – und die da noch immer „mit den Zähnen knirschen“, wie Du schreibst, denen wird es keinen Spaß machen, mit mir zu feiern, und ich selbst habe auch überhaupt keine Lust, zum eigentlich fröhlichen Umtrunk mit Leuten am Tisch zu sitzen, die mich zum Teufel wünschen. Voraussichtlich wird sich an dieser Situation in diesem Leben nichts mehr ändern. In gewisser Weise ist unsere Klasse 12 B2 ja immer auch eine  Wiederspiegelung der gesamten Gesellschaft gewesen (wie das in vielen zufälligen Gruppierungen der Fall ist), und so wie es im Volk noch immer und vermutlich auch für immer die Gruppe der Unversöhnlichen gibt, so wird es auch in unserer Klasse sein. Ich bedaure das, aber da ich es nicht ändern kann, habe ich mich damit abgefunden.

Mein Leiden hält sich in Grenzen. Von denen, die mir am liebsten waren in der Klasse, gibt es ohnehin leider die meisten nicht mehr (Hirschi, Ernstel, Helmuth), mit einer Reihe anderer habe ich regelmäßig Kontakt (einige haben mich gerade in Waitzdorf für ein paar Tage besucht), mit anderen führe ich endlose Telefongespräche. Ich bin also auf dem Laufenden, interessiere mich für Euch und betrachte mich durchaus noch als dazugehörend – nur das Feiern mit allen gemeinsam, das funktioniert nicht mehr.

Ansonsten, ich vermute, es interessiert Dich, geht es mir gut. Ich habe den Absturz aus meinem Wolkenkuckucksheim am Ende doch überlebt, ebenso mein Frau, unser derzeitiges Wohlbefinden ist schon von weitem erkennbar – ich bringe 102 Kilo auf die Waage, Kerstin Entsprechendes (sie weigert sich, die Waage zu betreten), zu allem Überfluß haben wir vor knapp anderthalb Jahren ein erstes Enkelchen bekommen, Kerstin kennt seitdem kein anderes Thema mehr, und auch mich hat der kleine Kerl schon inspiriert: ich schreibe für ihn – jemand anders wird sich kaum dafür interessieren -  meine Memoiren (das geht trotz Gedächtnisproblemen, ich habe seit 1955 regelmäßig Tagebuch geschrieben). Insofern wird  Karlchen auch Euch eines Tage kennen lernen, denn die Jahre in der 12B2 gehörten zu den schönsten Zeiten in meinem Leben und werden entsprechend euphorisch behandelt.

 

Ich kann mirs nun doch nicht verkneifen:

Das ist er.

 

 

Liebe Karla, sei gegrüßt. Macker

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